Sonntag, 28. März 2010

Die fortschreitende Perversion des Online-Exhibitionismus

MySpace, Twitter, SchülerVZ, StudiVZ, MeinVZ, Lokalisten, Wer-kennt-wen? Blogs.... die Liste kann wahrscheinlich beliebig fortgesetzt werden.

Begibt man sich nur kurz in solche "Social Networks", wird eines schnell klar.
Die Widerlichkeit des Online-Exhibitionismus hat eine neue Dimension angenommen. Eine Dimension, die pubertärenden Jugendlichen eine neue Option offeriert, ihre gesamte emotionale Lage der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

"Seht mich an, mir geht es schlecht! Er hat mir das Herz gebrochen!"
Oder:
"Seht mich an, ich bin 13 und werde auf Ewig mit meinem über alles geliebten Schatz zusammen bleiben. Wenn er stribt, bringe ich mich auch um!"

Und dies sind, traurigerweise, noch Untertreibungen zum eigentlichen Sachverhalt.
Und doch nutzt jeder sie. Ehrlich gestanden widerstrebt es mir sogar, einen Blog wie diesen zu führen, denn auch selbiger verhilft Individuen der Erschaffung einer Projektion ihrer eigenen Wunschvorstellungen.
Im Netz kann man jeder sein. Eventuell nur nicht man selbst. (Natürlich mit Einschränkung, da dies selbstverständlich durchaus nicht für jeden zutrifft)

Dieses Gefahrenpotential wird wahrscheinlich von den wenigsten erkannt. Selbst ich, als nun bekenneder Kritiker selbiger Plattformen, bin Mitglied. Ein Opfer. Einer aus der blinden Masse. Zwar erkenne ich das Gefahrenpotential, doch bin ich als Wissender um jenen Zustand trotzdem in der Lage ihn zu beenden? Ich glaube kaum, denn neben dem perversen Cyber-Exhibitionismus stecken ungeahnte Kommunikationsmöglichkeiten in jenen einschlägigen Online-Etablissements.

Alleine in diesem Moment, in dem ich diesen Blog verfasse! Ich benutzte ein Medium, um meine individuelle Attitüde bezüglich dieser Thematik zu verbreiten. Selbst dadurch lege ich in gewisser Form meinen Charakter der Öffentlichkeit frei zugänglich dar.

Dieser Attitüde folgend, müsste ich folglich auch für meine bereits geschriebenen und veröffentlichten Posts entschuldigen, da auch selbige einen enormen Beitrag zur Entkleidung meiner eigenen Persönlichkeit im Netz beitragen.

Jedoch muss auch hierbei beachtet werden:
Zu einem gewissen Maße ist es durchaus förderlich, selbiges zu veröffentlichen.
Gerade als Gegenargument sollte man zählen:
"Man gibt jeden Tag durch Artikulation, Gestik und Mimik viel von seinem Charakter preis."
Das ist durchaus wahr und kann somit auch von niemandem bestritten werden. Durch Kommunikation zeigen wir unseren Charakter. Das macht den Menschen aus. Das Leben in einer Gesellschaft. Die kulturelle Evolution.
Doch der Unterschied zeigt sich wie folgt: Im Kontakt zwischen zwei oder mehr Individuen entscheidet jedes Individuum selbst, wieviele Informationen ein anderes Individuum erhält. Dieser Vorsichtsmechanismus scheint in vielen Fällen in "Social Networks" deaktiviert zu sein.
So erscheint es eher unwahrscheinlich, dass ein 14jähriges Mädchen einem wildfremden 16jährigen von ihrer zerstörten Beziehung erzählt.
Natürlich gibt es solche Menschen, aber ich behaupte, dass die Majorität der Menschen einen gewissen Selbstschutz gegenüber fremden Menschen aufrecht erhalten, was ihren emotionalen Zustand betrifft.
Diese Xenophobie ist nachvollziehbar und stellt einen wichtigen Schutz (und gleichzeitg auf Fluch, mehr dazu später) dar. Denn persönliche Informationen sind kostbar und können gewaltigen Einfluss innerhalb einer Gesellschaft haben.


Dies lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass dieser Protektionsmechanismus durch die vermeintliche Anonymität im Netz verloren geht und die Hemmschwelle für die Herausgabe von sehr persönlichen Informationen sinkt.


Fortsetzung folgt.

In dem Sinne.
Ryanhaun.

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